Wenn Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen

In der Filmtrilogie „Zurück in die Zukunft“ wurde nicht an Technik gespart, weder bei der Produktion noch bei den in den Filmen verwendeten Requisiten. Doch welche der für die Filmeffekte entwickelten Ideen sind tatsächlich ver­wirklicht worden und welche sind Fiktion geblieben?

Text: tuw.media-Redaktion

Die idee von Zeitreisen hat die Menschheit seit jeher fasziniert – sei es, um die eigene Zukunft zu sehen oder in der Vergangenheit beispielsweise einen Fehler wiedergutzumachen. Geglückt sind Reisen durch die Zeit bisher aber nur in Filmen. Die Faszination für das Thema ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum die Filmtrilogie „Zurück in die Zukunft“ so ein großer Erfolg war.

In „Zurück in die Zukunft II“, dem zweiten Teil der Trilogie, reisen die Hauptfiguren, Marty McFly und der Erfinder Doc Brown, aus dem Jahr 1985 mit einem zu einer Zeitmaschine umgebauten DeLorean 30 Jahre in die Zukunft. Dort treffen sie im Jahr 2015 nicht nur auf ihr zukünftiges Selbst, sondern aus Sicht der 1980er-Jahre auch auf eine Reihe modernster Technologien. Die Prognosen über die Technik, die das Jahr 2015 mit sich bringen würde, lassen uns heute vielleicht schmunzeln. Tatsächlich sind aber gar nicht selten Ideen, die im Film gezeigt werden, zumindest in ähnlicher Form verwirklicht worden.

Der Traum vom Fliegen, der auch die ersten Flugzeuge hervorbrachte, war möglicherweise für die Filmemacher die Inspiration für die fliegenden ­Autos des Jahres 2015. Bis heute bewegen wir uns zwar mit unseren Autos auf der Straße fort, doch die Idee, Autos wie die Zeitmaschine mit allerlei Bordcomputern auszustatten, ist uns heute nicht mehr fremd: Navigationssysteme und der Einbau von Unter­haltungselektronik sind in modernen Autos bereits zur Norm geworden.

Was nicht Realität geworden ist: der Antrieb „Mr. ­Fusion“, der Lebensmittelabfälle und Getränkereste in Energie umwandelt und damit Autos antreibt. Aber toll wäre es, denn auf diese Weise könnte die Menschheit gleich zwei Probleme auf einmal lösen: die wachsenden Müllberge und die Luftverschmutzung durch Verbrennungsmotoren.

Wie könnten sich Menschen in der Zukunft in der Freizeit fortbewegen? Auch hier wagt der Film einen Blick in die Zukunft. Viele erinnern sich bestimmt noch an die fliegenden Hoverboards, mit denen sich die Charaktere im Film eine wilde Verfolgungsjagd liefern. Die Firma Lexus hat im Jahr 2016 ein schwebendes Hoverboard auf den Markt gebracht. Trotz des Namens nutzte das Lexus-Hoverboard aber keinen Hover­antrieb, wie er in der Raumfahrt eingesetzt wird. (Bei diesem wird ein Gasgemisch angesaugt und in einer Kammer atomar erhitzt; danach wird das glühend heiße Gasgemisch über eine Schubdüse wieder ausgestoßen, wodurch sich das Fahrzeug bewegen kann.) Das Hoverboard von Lexus wurde mittels Magnetschwebekraft von Supraleitern fortbewegt. Das funktioniert so: Das Innere des verwendeten Materials wird abrupt abgekühlt, wodurch es magnetisch feldfrei wird und in einem Magnetfeld schweben kann. Dadurch ist es aber nur auf speziellen Flächen einsetzbar.

Heute gibt es zwar Hoverboards genannte Fortbewegungsmittel – E-Boards, die rechts und links jeweils ein Rad haben und über Balancieren gesteuert werden –, diese bewegen sich aber nicht fliegend fort. Gegen Skateboard, Roller oder Fahrrad haben sich auch diese Fortbewegungsmittel aber noch nicht durchgesetzt.

Kleidung in der Zukunft. Wer in der Zukunft nicht als Mensch aus vergangenen Zeiten auffallen möchte, muss entsprechend gekleidet sein. So heißt es auch für die Filmfigur Marty McFly: Raus aus dem Gewand der 1980er-Jahre und rein in moderne Kleidung! Die Ärmel der Jacke, die er dabei überstreift, sind ihm viel zu lang – ein Knopfdruck genügt, schon passt das Kleidungsstück wie angegossen.

Szenenwechsel: Triefend nass steht Marty McFly nach seiner Verfolgungsjagd da. Gewand zum Um­ziehen hat er keines; braucht er aber auch nicht, da die Jacke ihre Träger*innen auf Knopfdruck trocken bläst.

Ein Kleidungsstück, das seine Größe automatisch an die Träger*innen anpasst und einen Trocknungsmodus integriert hat, gibt es bis dato nicht am Markt zu ­kaufen. Was es allerdings neben atmungsaktiver Funktionsbekleidung gibt, ist beispielsweise beheizbare Kleidung. Die Wärme wird dabei entweder per Knopfdruck oder mittlerweile sogar über Apps ­aktiviert und gesteuert. In den Kleidungsstücken sind beheizbare Module mitverarbeitet, die auf Wunsch Wärme an die Träger*innen abgeben.

Außerdem schwören viele Sportler*innen auf ­intelligente, also smarte Sportkleidung wie zum Beispiel die Nadi X Yoga Pants. Über einen kleinen, am Knie montierten Sensor erkennt die Hose, wann eine Yogaposition nicht optimal ausgeführt wird, und teilt das dem Träger oder der Trägerin über kleine Vibrationen an den jeweiligen Körperteilen mit.

Apropos Mode: Schon in den 1980er-Jahren träumten Menschen davon, Schuhe zu besitzen, die ihnen das Schnüren der Schuhbänder ersparen würden. Zuerst nur als Requisite für den Film produziert, wurde der Wunsch der Konsument*innen nach Marty McFlys Schuhen so groß, dass die Firma Nike im Jahr 2011 und im Jahr 2016 je eine limitierte Auflage selbstschließender Schuhe auf den Markt brachte.

Seit 2020 ist von derselben Firma ein neues Produkt erhältlich: Das Schuhmodell Nike Adapt wird mit einer App gesteuert, schließt automatisch und passt sich dabei auch der Fußform der Träger*innen an. Massentauglich ist aber auch dieses Produkt nicht, da der Preis der Schuhe derzeit noch über 500 € beträgt.

Der Visionär und sein Schüler: Doc Brown und Marty McFly am Anfang ihrer abenteuerlichen Reise in die Zukunft.

Wohnen in der Zukunft. Im Bereich ­Wohnen ­waren die Filmemacher sehr vorausschauend. Im intelligenten Haus der Familie McFly aus dem Jahr 2015 ist einiges an Technik verbaut worden – im smarten Home wird die Eingangstür mittels Fingerprint-Technologie geöffnet, das Licht kann durch Sprachsteuerung auf- oder abgedreht werden.

Neben Fingerprint-Türöffner und Sprachsteuerung in den eigenen vier Wänden machen mittlerweile viele andere technische Lösungen das Eigenheim smart. Durch die Vernetzung der Haushaltsgeräte mit dem Smartphone kommen heute Menschen bereits in ein gemütlich warmes Zuhause mit sauberem Geschirr und haben am Heimweg noch genau die Lebens­mittel besorgt, die ihnen gefehlt haben. Möglich macht das die Technik, die es Benutzer*innen erlaubt, von unterwegs die Heizung einzuschalten und den Geschirrspüler zu bedienen oder sich vom Eiskasten eine Liste fehlender Lebensmittel direkt auf ihr Handy schicken zu lassen.

Essen in der Zukunft. Auch das Thema Essen, konkret Fast Food, erreicht im Film eine neue Dimension. In einem Gerät, das Hydrator genannt wird, wird in wenigen Minuten eine nicht einmal handtellergroße Minipizza zur Familienpizza. Ein weiteres nützliches Gadget (das es leider heute auch noch nicht gibt) ist eine Art Blumentopf-Vorrichtung, die mittels Sprachsteuerung von der Decke über dem Esstisch herabschwebt. Von dort kann sich die Familie verschiedenes Obst direkt von kleinen Obstbäumchen pflücken.

Damals noch nicht absehbar, aber heute auf dem Vormarsch sind hingegen 3D-Lebensmitteldrucker. Gedruckt werden kann alles von Fleisch und Fisch oder Fleisch-/Fisch-Ersatzprodukten aus pflanz­lichen Inhaltsstoffen über Nudeln bis hin zu Schokolade und anderen Desserts. Der Vorteil ist, dass durch 3D-­Lebensmitteldrucker nicht nur gewöhnliche Produkte, sondern vor allem originellere Formen und innovative Rezepte möglich sind.

Kommunikation in der Zukunft. Was 1985 nicht vorhersehbar war und im Film daher gar nicht vorkommt, ist die Allmacht, die Computer und Laptops sowie Internet und Mobiltelefone über unser Leben heute haben. Dafür sahen die Filmemacher bereits in Videotelefonie eine Zukunft. Auch ein Vorläufer sozialer Netzwerke schimmert durch: Beim Telefon­gespräch über Video werden am Bildschirm Informationen über das Gegenüber (wie Name, Alter, Adresse sowie persönliche Informationen zu Familienstand und Hobbys) angezeigt.

Aus heutiger Sicht schon veraltet ist eine über Videotelefonie ausgesprochene Kündigung, die kurz darauf per Fax im Haus eintrifft. Obwohl bis heute erhältlich und in Multifunktionsdruckern eingebaut, kommen Faxgeräte so gut wie gar nicht mehr zum Einsatz. ­Vorausschauend hingegen war wiederum eine ­Brille, mit der man telefonieren konnte; der Vorläufer zum heutigen Google Glass, das in Amerika erstmals 2012 vorgestellt wurde.

Und noch mehr Gadgets. Bereits 1985 ­wusste man, dass Werbung die Menschen in ihren Bann ­ziehen muss. Als Marty McFly unsicher auf einem großen Platz steht und die Eindrücke der Zukunftsstadt auf sich wirken lässt, springt ihn plötzlich ein Hologramm des weißen Hais aus dem gleichnamigen Film an. Dieses bewirbt bereits Teil 19 des Filmklassikers. In Österreich ist diese Werbemethode bis heute noch nicht verbreitet, in den USA oder Asien müssen sich Passant*innen oft vor Dinosauriern, Aliens und anderen Objekten in Acht nehmen, die beispielsweise plötzlich am New Yorker Times Square aus einem ­riesengroßen Bildschirm zu kommen scheinen.

Die Werbebranche hat sich hierzulande aber andere kreative Ideen ausgedacht, um auch in unserer schnelllebigen und hektischen Welt aufzufallen. Gute Beispiele dafür sind Plakate, aus denen eine Produktverpackung heraussteht, oder umliegende Gebäude, die in das Plakat miteinbezogen werden. Ebenso gibt es beleuchtete und/oder bewegte Elemente und natürlich QR-Codes, wodurch sich die analoge sehr gut mit der digitalen Welt verbinden lässt.

Die im Film angedachte 3D-Technologie spielt außerdem auf einem anderen Gebiet eine zentrale Rolle: Virtual-Reality-Brillen machen sich ­genau diese Technologie zunutze und entführen die ­Nutzer*innen in Computerspielen in eine bunte, real wirkende Fantasiewelt. Und dann ist da noch die Wettervorhersage: Bei strömendem Regen landen Marty und Doc Brown in der Zukunft; die Lust, auszusteigen, hält sich in Grenzen. Der Wissenschaftler schaut kurz auf seine Uhr und gibt Entwarnung: Der Regen wird in fünf ­Sekunden aufhören – und so ist es dann auch.

Die Möglichkeit, auf die Sekunde genau vorherzusagen, wann der Regen wieder aufhört, so wie Doc Brown es im Film macht, gibt es noch nicht, aber die Wettervorhersagen werden dank Apps immer präziser. Stündliche Wetterprofile informieren Nutzer*innen über Temperatur oder Regenwahrscheinlichkeit, Wind und Nebel sowie Schneefall im Winter. Sogar Sonnenauf- und -untergang sowie die Mondphasen werden in diesen Apps angeführt. Die Wettervorhersagen können aber nur deswegen so präzise sein, weil die in den Apps genutzten Daten von Flugzeugen aufgezeichnet und den Wetterstationen gemeldet werden. Als der Flugverkehr am Höhepunkt der Coronapandemie so gut wie stillstand, wurden auch die Wettervorhersagen so unpräzise wie damals im Jahr 1985.

Die Idee, dass eine computergesteuerte Leine den Hund am Abend alleine Gassi führt, ist Zukunftsmusik geblieben. Auch das Zahlen eines Taxis mit Bankomat, nur durch einen Fingerabdruck, ist zumindest hierzulande noch nicht in unseren Alltag eingezogen.

Überraschend ist, wie viele damals undenkbare technische Ideen es tatsächlich in die Umsetzung ­geschafft haben. Wer weiß, vielleicht kommen in ­naher Zukunft doch fliegende Autos, Hoverboards oder ­andere heute noch nicht bekannte Fortbewegungsmittel auf den Markt.

Text: Sonja Murczek
Fotos: Universal Pictures