Ethan Pines / Forbes US

TUW KARRIERE: SUNDAR PICHAI

DER RUHIGE. Der 1972 im Süden Indiens als Sundararajan Pichai geborene und als Sundar Pichai bekannte CEO von Google bzw. Alphabet wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Auf Ausbildung wurde in der Familie aber höchster Wert gelegt – daraus machte Pichai das Beste.

Text: Forbes US Redaktion Foto: Ethan Pines / Forbes US

Der Artikel erschien in der Ausgabe 1–21 „Mobilität“.

Vor mehr als 30 Jahren stand Sundar Pichai noch vorne auf einem Motorroller, dahinter sein Vater, die Hände an der Lenkstange; auf dem Sozius die Mutter mit dem Jüngsten auf dem Schoß, mitten im Verkehr von Chennai. In der südindischen Großstadt wuchs der heutige Google-CEO in einem einfa­chen Haus mit zwei Zimmern auf. Seine Eltern, ein Elektroingenieur und eine Stenotypis­tin, verfügten nur über bescheidene Mittel; viele Jahre besaß die Familie weder Fernseher, Telefon noch ein Auto. Auf Ausbildung wurde aber höchster Wert gelegt, und so kam Pichai am renommierten Indian Insti­tute of Technology in Kharagpur unter.

Nach Abschluss des Ingenieurstudiums in Metallurgie bekam er ein Stipendium für Stanford, wo er ab 1993 ein Doktoratsstudium in Werkstoffwissenschaften begann und eine akademische Laufbahn einschlagen wollte. Wie so oft bei Stanford-Studierenden lockte aber das Silicon Valley – Pichai heuerte also zunächst beim Chip-Pionier Applied ­Materials an. Später folgten noch ein MBA an der Wharton School und eine Zwischen­station als Berater beim Consulter McKinsey & Co.

Bei Google landete Pichai 2004. Damals war Microsoft der größte „Google-Gegner“. Bald erkannte man Pichais Talente und übertrug ihm die Verantwortung für ein zwar wenig glanzvolles, aber umso bedeutenderes Software­produkt: die Google-­Toolbar, mit der User*innen direkt im Browser eine Suche durchführen kön­nen, ohne dafür zur Google-­Homepage wechseln zu müssen. Über diese strategische Arbeit kam Pichai zur nächsten gro­ßen Heraus­forderung, dem Chrome­ Browser. Das Projekt selbst war intern nicht unumstritten: Einige befürchteten, sich unnötig den Zorn von Microsoft zuzuziehen, das damals mit seinem Internet Explorer den Browsermarkt dominierte. Mit einem kleinen Team entwickelte Pichai, damals noch unter der Führung der späteren Yahoo-Chefin Marissa Mayer, das Produkt ohne großes Aufsehen. Der Browser er­wies sich als besser und schneller als alle Konkurrenten – bis heute. Der Erfolg von Google Chrome festigte Pichais Ruf als genialer Pro­duktentwickler und als unternehmeri­sches Talent. Es war der Beginn seines ­kometenhaften Aufstiegs im Google-Management.

Pichais Verantwortungsbereiche wuchsen weiter, während manch anderer im Konzern in Ungnade fiel – darunter Marissa Mayer und Vic Gundotra, der für „Google +“ zuständig gewesen war, Googles misslungenen Versuch, im Social Networking zu reüssieren. Unterdessen blieb Pichai stets der unerschütterliche, als kollegial ge­schätzte Manager und verdiente sich vor allem auch das Vertrauen von Larry Page. „Die beiden sind in Bezug auf die Entwick­lungen der Zukunft völlig einer Mei­nung“, ist seitens ehemaliger leitender Mitarbeiter*innen zu hören. Als Page Google zu einer Holding mit dem Namen Alphabet umgestaltete, ernannte er Pichai zum CEO von Google, das für 99 Prozent von Alpha­bets Erlösen und dessen gesamten Gewinn verantwortlich zeichnet. Pichais Google-Story ist noch nicht zu Ende: Kenner der Szene sind sich darin einig, dass der Konzern für „The Next Big Thing“ rund um Themen der künstlichen Intelligenz bestens gerüstet ist. Die Steuern, die der Konzern künftig mehr abführen wird müssen, werden nicht an der Marktführerschaft rütteln.