tuw daily 3-22 "Demokratie & Technologie"

Editorial

Text: tuw.media-Redaktion

 

Im November 2022 kaufte der Milliardär Elon Musk Twitter – unter anderem, um die Redefreiheit auf der Plattform zu fördern und damit einen Beitrag zur Demokratie zu leisten, wie Musk sagte. Die Zeit danach war turbulent: Musk entließ 4.800 der zuvor 7.500 Twitter-Mitarbeiter*innen, führte ein Programm ein, mit dem der blaue „Verified“-Haken zu kaufen war, was zu zahlreichen Missbräuchen führte; zudem retweetete der neue Eigentümer Verschwörungstheorien. Später ließ Musk die Community abstimmen, ob der von Twitter verstoßene ehemalige US-Präsident Donald Trump wieder ein Teil der Plattform werden darf. Und letztendlich ließ er sogar über sei­nen eigenen Rückzug als Twitter-CEO abstimmen, was 57 % der 17,5 Mio. Umfrageteilnehmer*innen befürworteten. Die Zukunft der Plattform ist ungewiss.

Chaos im Namen der Demokratie: Das Beispiel von Twitter ist nur eines unter vielen, die zeigen, wie eng Technologie und Demokratie heute verwoben sind. Und genau dieses Thema haben wir uns für unser letztes TUW Daily des Jahres ausgesucht. Die Zeitung wird damit politischer – und aktueller denn je. Denn neben Musk gibt es zahlreiche andere Geschichten, die besagten Zusammenhang zeigen: So spaltete die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó mit ihrem mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 ab Ende 2020 die Bevölkerung und brachte ungewollt eine Welle an Impf­gegner*innen an die Oberfläche, die ihre Meinung auf diversen Social-Media-Plattformen zum Ausdruck brachten. Vielleicht schadet es deshalb auch nicht, kurz aus der eigenen Filterblase herauszublicken. Nicht nur während der Pandemie spielten Social Media eine große Rolle, auch bei politischen Wahlkämpfen hatte die digitale Welt ihre Finger im Spiel. Manchmal hat aber auch die Demokratie eine Auswirkung auf die Technik: Das merken die TU-Student*innen gerade am eigenen Leib, da die Universität aufgrund von Budgetlücken für drei Wochen geschlossen wird. Wir haben die Student*innen in schwierigen Zeiten wie diesen nach ihrer Meinung gefragt.

Wie immer aber gilt: Wir wollen auch positive Beispiele nennen! Eines davon ist bestimmt das TU-Wien-Spin-off Prewave, welches Lieferketten effizienter und nachhaltiger macht, oder die Politikerin und parteilose Bürgerrechtlerin Swjatlana Zichanouskaja, die wir porträtieren.