David Višnjić

"ohne diversität beschränkt ein unternehmen sich selbst"

Dorda ist eine der führenden Wirtschaftskanzleien Österreichs. Ihre Initiativen zu mehr Diversität im Unternehmen haben den Advokaten über die Landesgrenzen hinaus Nachahmer beschert. Wie das Thema in den Arbeitsalltag integriert wird, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, die besten Nachwachstalente anzuziehen und auch zu halten - darüber sprachen die Dorda - Partner Christoph Brogyányi und Magdalena Brandstätter.

Text: Sophie Schimansky Foto: David Višnjić

Diversity war bei DORDA seit spätestens 2016 ein strategisch implementiertes Management-Thema. In diesem Jahr wurde die women@DORDA Initiative erstmals als Diversity-Flagschiff der Full-Service-Wirtschaftskanzlei ins Leben gerufen. Seine Agenda dient dazu, mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Budget in die Förderung der Frauen bei DORDA zu investieren. Projekte, die auch international Aufsehen erregen: 2021 wurde die Kanzlei für ihre Frauen-Initiative erneut bei den European Women in Business Law Awards ausgezeichnet, dieses Mal in den Kategorien „Best National Law Firm in Europe for Talent Management“ und „Best Law Firm for Women in Austria“. Und auch im Recruiting bemüht sich DORDA sehr um Nachwuchstalente, die einen diversen Hintergrund haben. „Bei uns soll jeder so sein können, wie er ist”, sagt DORDA-Partnerin Magdalena Brandstetter. Damit stellt sich das Unternehmen auch gut für die Beratung unterschiedlicher und vielfältiger juristischer Fragestellungen und Kunden auf.

Was bedeutet Diversität für Sie persönlich und wie lebt DORDA Diversity?
MAGDALENA BRANDSTETTER: Für uns ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter so sein darf, wie er ist. Diversität ist wichtig. Wir verstehen darunter auch nicht nur ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Vielmehr spielt sich Diversität auf verschiedensten Ebenen ab. Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die beispielsweise aus ganz anderen Berufsfeldern zu uns gekommen sind, ganz unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben oder verschiedene Lebensmodelle leben. All diese Unterschiede bereichern unseren Kanzleialltag sehr. Das ist auch für unsere Kunden relevant. Je diverser ein Team und eine Kanzlei, desto mehr unterschiedlichen Input bekommt man und desto mehr neue Gedanken- und Lösungsansätze entstehen.

CHRISTOPH BROGYÁNYI: Stimmt. Wobei Diversität für mich schon im Kleinen beginnt. Ich finde, es zeichnet uns auch aus, dass wir insgesamt als Team einen multikulturellen Mix haben. Bei uns arbeiten Kollegen mit ganz unterschiedlichen familiären Backgrounds. Das ist eine Perspektivenvielfalt, die ich wichtig finde und die wertvoll ist.

Die großen Dinge, die natürlich vor allem in der Wahrnehmung nach außen sehr im Vordergrund stehen, sind natürlich genau die, die Magdalena angesprochen hat. Wenn das Kleine aber nicht sein kann, dann wird es im Großen keinen Unterschied machen. Überspitzt gesagt: Wenn ich eine Kanzlei habe, wo alle in der gleichen Schule waren, dann mag das eine sehr gute Kanzlei sein, aber sie wird möglicherweise früher oder später in bestimmten Bereichen an ihre Grenzen stoßen. Das passiert, wenn alle ähnlich denken und ticken. Damit beschränke ich mich als Kanzlei und Unternehmen dann selbst. Das ist bei uns sicher nicht so: Unsere Teams sind in ihrer Aufstellung so heterogen, dass das bei DORDA eher nicht passieren wird. Das DORDA-Team zeichnet sich durch eine hohe Internationalität aus. Der Mix aus verschiedensten Kulturen ist befruchtend, erhöht den Weitblick und schafft neue Perspektiven. Wir wollen Weltbürger:innen statt Kleingeister.

Im gesamten Diversity-Spektrum nimmt die Frauenförderung bei DORDA aber einen Schwerpunkt ein. Kann man das so sagen? [M. B.]: Absolut. Wir haben mit der women@DORDA eine sehr wirksame Frauenförderungs-Initiative ins Leben gerufen – und noch wichtiger: Sie ist notwendig!

In Wien sind mehr als die Hälfte der Jus-Absolventinnen Frauen. Jedoch entscheiden sich leider viel zu wenige für den Berufsweg in einer Kanzlei, weil der Irrglaube, dass die Tätigkeit als Anwältin mit Familie und Kindern nicht vereinbar ist, nach wie vor weit verbreitet ist. Und dieser Irrtum zieht sich dann bedauerlicherweise auf allen Karrierestufen fort. Es ist nicht nur menschlich schade, sondern auch aus Arbeitgebersicht bedauerlich, wenn Kolleginnen am Ende ihrer 5-jährigen Berufsausbildung aus den falschen Gründen ausscheiden.

Und genau hier kommt women@DORDA ins Spiel. Wir arbeiten gegen diese Sorgen an und tun wirklich viel dafür, diese talentierten Frauen nicht mehr zu verlieren. Geleitet hat uns eine simple Frage: Was brauchen Frauen, um in einer Großkanzlei bleiben zu wollen? Da gibt es verschiedenste Ansätze. Diese reichen vom Mentoring-Programm bis hin zu einem Kamingespräch mit Role Models aus den verschiedensten Bereichen – wir haben ein breit gefächertes Angebot. Und das Beste ist: Es funktioniert! Die Initiative hat auf allen Ebenen Wirkung gezeigt – nicht nur bei den Frauen.

[C. B.]: Frauenförderung und Diversität sind heute definitv Themen, die sich viele auf die Fahnen schreiben – weil es von modernen Unternehmen erwartet wird, oder, weil es jedenfalls cool klingt, wenn man sich dafür engagiert. Diversity bei uns ist sicher keine leere Hülle. Wir sind das Thema bereits vor Jahren aktiv angegangen: Wir haben Ursachen gesucht und Lösungen angeboten. Und: Wir sind damit noch lange nicht am Ende.

Apropos „cool“: All diese Themen spielen sicher auch eine Rolle, wenn sich junge Menschen bei Ihnen bewerben. Wie zeigt sich der Wettbewerb um junge Talente im Alltag einer Großkanzlei? [C. B.]: Den Wettbewerb gab es natürlich schon immer. Was sich aber in jüngster Zeit ein wenig geändert hat, ist, dass die Zahl der Bewerber und Bewerberinnen insgesamt geringer wird, wodurch mehr Nachfrage als Angebot besteht. Nicht zuletzt aus diesem Grund, muss man als Arbeitgeber natürlich bestimmte Features bieten, die den Bewerber und die Bewerberin letztendlich davon überzeugen, nicht zu einer anderen Kanzlei gehen zu wollen. Wir bieten deshalb – zusätzlich zu einem attraktiven Gehalt – sehr flexible Arbeitszeiten, Home Office und breitgefächerte Weiterbildungsmöglichkeiten. Dieses Jahr werden wir zum Beispiel ein Mindfulness-Training an, um gerade in Zeiten wie diesen den Umgang mit Stress zu lernen. Außerdem engagieren wir uns für wohltätige Zwecke, und zwar nicht nur finanziell: So werden wir ukrainische Juristinnen als Mitarbeiter:innen in der Kanzlei aufnehmen.

Ja, es gibt einen Kampf um die Talente. Und wir bemühen uns sehr, die für uns besten Kollegen und Kolleginnen zu gewinnen. Das ist allerdings spürbar schwieriger geworden.

Für uns ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter so bleiben darf, wie er ist

sagt Magdalena Brandstetter

Das hat sicher viele Gründe, nicht nur einen. Wodurch unterscheidet sich Ihrer Ansicht nach diese neue Generation, die Gen Z, von anderen vor ihr? Gibt es da auch falsche Vorstellungen über die Tätigkeit in einer Großkanzlei? [M. B.]: Wir haben schon das Gefühl, dass viele Bewerber, viele Absolventen durchaus falsche Vorstellungen vom Alltag in einer Großkanzlei haben und teilweise deshalb ein wenig davon abgeschreckt werden, sich bei uns zu bewerben. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass wir aufgrund der Pandemie bei unseren Aktivitäten einfach eingeschränkter waren als die Jahre davor. In den letzten zwei Jahren, konnten wir wenig Inhouse-Veranstaltungen machen. Wir haben sonst verschiedenste Formate, um uns als Kanzlei vorzustellen und nehmen immer auch Berufsanfänger mit, damit sich die jüngeren Berufseinsteiger auch untereinander austauschen können.

Aber wir haben bei den Veranstaltungen, die wir machen konnten, schon gemerkt, dass viele Berufsanfänger glauben, dass sie sich bei uns nur mit Top-Noten oder bereits absolvierten Auslands-Praktika bewerben dürfen. Wir suchen schlicht motivierte Menschen – das spiegeln die Noten nicht unbedingt wider. Also wenn Sie zum Beispiel neben dem Studium gearbeitet haben oder öfter im Ausland waren, kann das Studium durchaus länger gedauert haben. Zudem glauben viele Absolventen, dass die Work-Life-Balance mit der Arbeit in einer Großkanzlei nicht gegeben ist. „Ich möchte in eine Großkanzlei – dafür gebe ich mein Leben an der Tür ab.“ – Dieses Klischee ist einfach immer noch weit verbreitet. Dagegen kämpfen wir an.

Was erwartet mich also, wenn ich als junges Talent bei DORDA anheuere? [M. B.]: Wir beide sind schon sehr lange in der Kanzlei tätig. Ich habe auch den Großteil meiner Konzipientenzeit bei DORDA verbracht – und habe mich immer top gefördert und ausgebildet gefühlt. Wir wollen, dass Mitarbeiter möglichst lange bei uns bleiben. Sie können und sollen bei uns die Rechtsanwaltsprüfung machen. Dafür und darüber hinaus, etwa im Bereich der Soft Skills, bieten wir eine Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten an – inhouse und extern.

Neben dem „klassischen“ Berufsweg bis zum Partner, können bei uns auch alternative Karrierewege eingeschlagen werden. Es ist keinesfalls eine Voraussetzung, unbedingt in der Hierarchie aufsteigen zu wollen. Wir haben auch viele Kolleginnen und Kollegen, die Teilzeitmodelle gewählt haben, ganz unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht.

[C. B.]: Erst kürzlich haben wir fixe Arbeitszeiten abgeschafft, wodurch unsere Mitarbeiter noch mehr Flexibilität in der Einteilung ihrer Arbeit haben. Zusätzlich haben wir auch unsere Gehälter für Konzipienten angehoben. Was ich sonst noch ergänzen möchte, da es eine Besonderheit aus meiner Sicht ist: Wir legen großen Wert auf Teamwork. Wir arbeiten kanzleiweit miteinander, nie gegeneinander. Wir sind intern zwar nach Rechtsgebieten organisiert und spezialisiert, aber das heißt nicht, dass ich nur in meinem angestammten Bereich arbeite. Sondern, dass ich regelmäßig bei Projekten, Transaktionen, aber auch in der laufenden Beratung mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen Teams mit unterschiedlichen Werdegängen und Hintergründen zusammenarbeite. Ein Anwalt sollte natürlich nicht nur ein guter Jurist oder eine gute Juristin sein – der Beruf geht weit darüber hinaus. Man muss den Mandanten beraten, servicieren, ihn strategisch und taktisch unterstützen. All das sollen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei uns erlernen.

Abgesehen von der Idee einer Kontinuität des Unternehmens und dem Know-how-Transfer. Warum ist Ihnen der Einfluss dieser jungen Talente so wichtig? [M. B.]: Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, die neu bei DORDA beginnt, ist eine Inspirationsquelle für uns und hat zu manchen Dingen eine andere Zugangsweise, von der wir alle profitieren. Unser Anspruch ist es, exzellente juristische Beratung anzubieten, und das können wir nur, wenn wir auch gute Mitarbeiter haben.

[C. B.]: Was ganz wesentlich ist, ist die Motivation, der Spaß am juristischen und anwaltlichen Arbeiten und die Bereitschaft, auch neue Herausforderung anzunehmen. Die Arbeit an interessanten, herausfordernden Causen mit Kollegen und Kolleginnen aus unterschiedlichen Teams und Spezialisierungen, sorgt für einen spannenden und abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Natürlich darf auch der Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommen! Insgesamt haben wir eine entspannte Arbeitsatmosphäre und kommen auf allen Ebenen gut miteinander aus– auf all das legen wir viel Wert. Wenn es uns gelingt, diese positive, kollegiale Grundstimmung zu erhalten, dann lassen sich auch schwierige Zeiten gemeinsam besser bewältigen.

Magdalena Brandstetter
...ist seit 2013 bei DORDA. Ihre Arbeitsbereiche inkludieren Bau- und Gesellschaftsrecht, Liegenschafts- und Mietrecht sowie M&A und Unternehmensakquisitionen.

Christoph Brogyányi
...ist seit 1997 bei DORDA und in den Feldern Gesellschaftsrecht, Kapitalmarkt- und Börserecht, Übernahmerecht, Managerhaftung, Mergers & Acquisitionsund Sustainability tätig.