Macht Geld glücklich?

Vermutlich sind die meisten Menschen davon überzeugt, dass mehr Geld sie glücklicher macht – so träumen viele davon, im Lotto zu gewinnen und sich endlich ihre lang ersehnten Träume zu erfüllen, sei es eine Fernreise, ein Sabbatical oder auch der Erwerb der Traumimmobilie. Doch auch über ein höheres Gehalt beklagen sich die wenigsten.

Text: tuw.media-Redaktion

Lange Zeit ging man in der Forschung davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen Einkommen und Glücklichsein gibt. Eine/r der wohl bekanntesten Glücksforscher*innen, Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman, veröffentlichte dazu 2010 gemeinsam mit seinem Kollegen Angus Deaton eine vielfach zitierte Studie. Ihr Ergebnis: Je höher das Einkommen einer Person, desto größer ihr alltägliches Wohlbefinden sowie ihre langfristige Lebenszufriedenheit. Laut den beiden Glücksforschern steigt das alltägliche Wohlbefinden jedoch nur bis zu einer Einkommensgrenze von etwa 60.000 €. Matthew Killingsworth veröffentlichte rund zehn Jahre später eine ähnliche Studie, kam jedoch zu dem Ergebnis, dass Geld und Glücklichsein – unabhängig davon, ob die langfristige Lebenszufriedenheit oder das tägliche Wohlbefinden betrachtet wird – einander bedingen. Auch fand Killingsworth keinen Grenzwert, ab dem das Glücksempfinden stagniert. Mehr Geld steht folglich auch bei höheren Einkommen mit einem höheren Maß an Zufriedenheit in Verbindung.

Warum aber ist Geld für unsere langfristige Lebenszufriedenheit wichtig? Es geht nicht nur darum, das eigene Leben zu finanzieren. Ein gewisses Geldpolster verspricht neben Sicherheit auch finanzielle Freiheit – wir machen uns folglich weniger Sorgen über den Fortgang unseres Lebens. Der ökonomische Status spielt also, neben dem monatlichen Gehalt, eine Rolle, wenn man das Verhältnis von Geld und Glück betrachtet. Hinzu kommt: Bei einer fairen Bezahlung macht die Arbeit direkt mehr Spaß und wird womöglich weniger als Belastung empfunden. Nichtsdestotrotz ist Geld nicht die einzige Quelle des Glücks.

Es gibt nämlich auch Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Darunter fallen berufliche Erfüllung, körperliche Gesundheit, persönliches Wachstum und zwischenmenschliche Beziehungen. Dass ehrliche Freundschaften, eine wertschätzende Partnerschaft sowie eine gute Beziehung zur Familie für das persönliche Glück sogar wichtiger sind als Geld, zeigt die seit über 80 Jahren laufende Study of Adult Development, die bereits mehrere Hundert Amerikaner vom Teenageralter bis zum Tod begleitet hat.

Robert Waldinger, der derzeitige Leiter der Studie, stellte fest, dass die Vorstellung, was einen glücklich macht, nicht mit dem übereinstimmt, was rückblickend wirklich zu einem glücklichen und gesunden Leben führte. Denn während junge Menschen häufig davon ausgehen, dass Erfolg und Karriere der Schlüssel zum Glück sind, erweisen sich gute zwischenmenschliche Beziehungen laut Waldinger als der Haupttreiber für ein glückliches und gesundes Leben. Vielleicht ist eine wertschätzende, harmonische Arbeitsumgebung also sogar ähnlich viel wert wie das Gehalt?

Geld macht jedoch nicht nur glücklich, wenn wir es verdienen. Indem wir uns vom Gehalt etwas kaufen, tauschen wir dieses abstrakte Gut gegen eine Ware oder Dienstleistung unserer Wahl ein.

Unabhängig davon, was die Wissenschaft sagt, ist und bleibt Glück jedoch etwas Subjektives. Jeder Mensch empfindet Glück anders, und auch die Faktoren, die dazu beitragen, unterscheiden sich. Für den einen mag es ein schöner Tag in der Natur sein, für die andere ein erfolgreicher Arbeitstag oder eine erfüllende Beziehung. Daher kann es auch keine pauschale Antwort darauf geben, ob Geld glücklich macht oder nicht. Und auch, wenn wir – zum Beispiel, indem wir als Schulkinder für gute Noten mit Geld belohnt wurden – bereits früh lernen, nach Geld zu streben, sollte Geld nie das alleinige Ziel sein, wenn man ein glückliches Leben führen will. Denn dieses führt mitunter dazu, dass sich unser Fokus verschiebt.

Wichtig ist: Es ist nie zu spät, um glücklich zu sein. Oft liegt das Glück sogar direkt vor unseren Füßen. Es liegt an uns selbst, uns für ein glückliches Leben zu entscheiden. Wir müssen uns nur trauen.

Sarah Link ist Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitet an der TU Wien an der Schnittstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Text: Sarah Link Foto: TU Wien Illustration: Wolfgang Wiler