Thorsten Schumm

HighTech-Atomuhr für Österreich

Atomuhren sind ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Quantentechnologie unseren Alltag beeinflusst: Ohne sie gäbe es keine globalen Satelliten-Navigationssysteme, sie werden verwendet, um digitale Datenübertragung zu synchronisieren, und sie sind ein wichtiges Werkzeug für die Grundlagenforschung. Nun soll in Österreich eine neue Atomuhr mit extrem hoher Präzision aufgebaut werden – von der TU Wien und dem Bundesamt für Eich- und Vermessungs­wesen (BEV). Damit wird die Präzision der in Österreich verfügbaren Zeitmessungstechnologie mit einem Schlag um einen Faktor 100 verbessert.

Text: tuw.media-Redaktion Foto: Thorsten Schumm

Nicht alle Atomuhren sind gleich präzise: „Ältere Modelle arbeiten noch mit Mikrowellen, im Bereich von ein bis zehn Gigahertz“, sagt Prof. Thorsten Schumm von der TU Wien, der das neue Projekt leitet. Die Sekunde ist heute offiziell über die Strahlung eines Energieübergangs im Cäsium-Atom definiert – diese Strahlung hat eine Frequenz von etwas über neun Gigahertz. Es geht aber noch viel besser: „Sogenannte optische Atom­uhren arbeiten bei Frequenzen von 100 bis 1.000 Terahertz, im Bereich des sichtbaren Lichts“, erklärt Schumm. „Sie sind viel präziser, doch in Österreich steht eine solche Atomuhr auf Weltklasseniveau derzeit nicht zur Verfügung.“

Das wird sich nun ändern: Die neue präziseste Uhr Österreichs wird eine Ytterbium-Uhr sein. Sie soll eine Präzision von rund 2 × 10-17 erreichen – das entspricht etwa der Genauig­keit einer Uhr, die seit der Entstehung des Universums tickt und heute immer noch erst einen Fehler von weniger als zwei Sekunden aufweist. „Die neue Uhr wird die in Österreich verfügbare Genauigkeit von Zeit­messungen verhundertfachen, und das hat große Bedeutung für viele verschiedene Forschungsbereiche“, sagt Schumm.

So kann man damit etwa Prä­zisionsmessungen durchführen, um das Zusammenspiel von Quantenphysik und Gravitation besser zu verstehen, und man kann mit einem derart hochpräzisen Taktgeber Laserstrahlen besser stabilisieren, die man etwa für die Quantenkommunikation benötigt. Selbst die fundamentalen Konstanten der Natur lassen sich so präziser messen als bisher.

Entscheidend für den Nutzen des Projekts ist, dass man die Signale der neuen Atomuhr per Glasfaserkabel an verschiedene Forschungsgruppen weiterleiten kann. „Die Glasfaserverbindungen gibt es bereits, mehrere wichtige Knotenpunkte sind bereits voll funktionsfähig“, sagt Schumm. So ist sichergestellt, dass nicht nur die TU Wien, sondern auch andere österreichische Forschungseinrichtungen die extreme Präzision der neuen Atomuhr nutzen können. Im November wird mit dem Aufbau der Atomuhr begonnen, 2024 soll der Testbetrieb starten, nach drei Jahren soll das Gerät im Regelbetrieb mit maximaler Präzision verwendet werden können.

Möglich wurde dieses Projekt durch eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die neue Hochleistungs-Atomuhr wird mit 3,2 Mio. € unterstützt.    

Text: Florian Aigner