Ganz hoch hinaus

In der Black Rock Desert wollte das Space Team die erste von Studierenden gebaute Rakete bis ins Weltall fliegen lassen.

Text: tuw.media-Redaktion

Vor zwölf Jahren schlossen sich einige Studierende der TU Wien zusammen, um eine Rakete zu bauen. Gemeinsam wollten sie an einem Raketenwettbewerb in Frankreich teilnehmen. Das Bauen und Experimentieren machte ihnen so viel Spaß, dass sie das TU Wien Space Team gründeten – seit 2010 haben sie nun jedes Jahr eine neue Experimental­rakete für den Bewerb gebaut. Heute hat das Space Team um die 200 Mitglieder, die an zahlreichen Projekten arbeiten. Im Rahmen von „Across Austria“ versuchen einige, ein autonomes wasserstoffbetriebenes Flugzeug quer durch Österreich fliegen zu lassen; für „µHoubolt“ haben die Studierenden ein eigenes Flüssigtriebwerk entwickelt. Finanziert werden die Projekte ausschließlich durch Sponsoren, die meistens Material oder Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

„Das Space Team soll einen Praxisbezug in einem sehr theoriezentrierten Studienleben bringen“, beschreibt Patrick Enzenberger die Rolle des Vereins. Enzenberger ist seit diesem Jahr Präsident des Space Teams, beigetreten ist er dem Team vor vier Jahren über ein Einsteigerprojekt, das neuen Mitgliedern einen Einblick in den Klub geben soll. „Das ist ein Projekt, in dem neue Mitglieder eine kleine Experimentalrakete bauen. Die Idee dahinter ist, dass die erfahrenen Mit­glieder die Neulinge ein­weisen“, erklärt Enzenberger.

Als Enzenberger zum ersten Mal die Führung eines größeren Projekts übernahm, bemerkte er, wie viel Spaß ihm die Organisation dahinter machte. Bald wurde er Vizepräsident und 2022 Präsident des Space Teams. „Ich liebe es, die Bedingungen zu schaffen, sodass das Team Vollgas geben und die Technik umsetzen kann, die wir alle lieben“, schwärmt er über seine Tätigkeit. Als Präsident repräsentiert er das Space Team nach außen hin, pflegt die Beziehungen zu den Sponsoren und hält Vorträge an Universitäten. „Man lernt so coole Leute kennen. Es ist wirklich spannend, mit Personen wie dem Generaldirektor der European Space Agency zu plaudern“, erzählt der Informatikstudent. Außerdem fördert Enzenberger den internen Austausch, denn das Lernen voneinander sei einer der wichtigsten Bestandteile des Space Teams.

Ende September war Enzenberger mit einigen Kollegen für einen Raketenlaunch in den USA. Geplant war es, den europäischen Höhenrekord für eine von Studierenden gebaute Rakete zu knacken; dieser liegt bei 31 Kilometern. Doch das Team wollte noch höher hinaus und machte es sich zum Ziel, die 100-Kilometer-Grenze zu knacken und die Rakete somit bis ins Weltall zu schießen. Doch leider gab es tech­nische Probleme: „Durch die hohe Geschwindigkeit von rund 4.000 Kilometer pro Stunde kurz vor Motorbrennschluss ist der Angriffspunkt der aerodynamischen Kräfte dem Massenschwerpunkt der Rakete zu nahe gekommen. Dadurch wurde der Flug der Rakete aerodynamisch instabil und sie ist von der geplanten Flugbahn abgekommen. Dieser Effekt ist uns bekannt, er ist mit konventionellen Raketensimulationsprogrammen jedoch schwer abzubilden, da so hohe Geschwindigkeiten im studentischen Raketenbau üblicherweise gar nicht erreicht werden“, erzählt Enzenberger. Statt der geplanten 100 Kilo­meter ist die Rakete schließlich „nur“ auf 19 Kilometer ge­klettert.

Obwohl es diesmal nicht geklappt hat, bleibt der Space-Team-Präsidente optimistisch: „Das Team ist so knapp dran, den Rekord nach Österreich zu holen, wenn wir die Simulationen nochmal durchgehen und kleine Änderungen am Leitwerk machen, knacken wir bald die 100 km.“

Text: Erik Fleischmann
Foto: TU Wien Space Team