Der Ursprung liegt im gleichbedeutenden französischen „excellence“, was „Vortrefflichkeit, Erhabenheit“ entspricht, was wiederum aus dem lateinischen „excellentia“ abgeleitet ist. Wir sprechen also von überragender Qualität. Das ist als Anspruch an sich und seine Arbeit erstrebenswert, aber ist Exzellenz in diesem Maße tatsächlich messbar und planbar?
Es gibt einige Indikatoren, von Rankings bis zu Auszeichnungen, Förderzuschlägen etc., die versuchen oder vorgeben, eine objektivierende Bewertung vorzunehmen. Letztlich bleiben diese Vergleiche aber immer unvollständig. Zudem stellt sich die Frage, ob die Begriffe „erfolgreich“ und „exzellent“ nicht oft zu Unrecht nahezu inflationär als Marketingvehikel verwendet werden. Als Essenz bleibt, dass Exzellenz nicht ohne Vergleich auskommt, es keine kopierbare Erfolgsformel gibt und sich Exzellenz nicht kurzfristig einstellt.
Das liebe Geld
Worin aber Einigkeit besteht, ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssen, um Exzellenz überhaupt zu ermöglichen. Dazu gehören neben den viel zitierten „besten Köpfen“ auch die Themen Nachwuchsförderung, Risikobereitschaft, adäquate Infrastruktur, institutionsübergreifende Kooperationen sowie die Schaffung von Freiräumen – und am Ende des Tages die entsprechende Finanzierung dieser Bereiche.
Grundlagenforschung und aus dieser abgeleitete Innovation finden in Österreich zum Großteil an Universitäten statt. 2021 wurde zu deren Unterstützung die österreichische Exzellenzinitiative „excellent=austria“ aus der Taufe gehoben. Diese bietet wesentlich höhere Fördervolumina und Projektdauern als bisher bestehende Programme und damit die Chance, Entwicklungen nachhaltig voranzutreiben. Die Zusammenarbeit in „Clusters of Excellence“ über Disziplinen und Institutionen hinaus garantiert Fortschritt, bedingt aber auch Eigenmittel in der Höhe von 40 % der Gesamtsumme vonseiten der Universitäten.
Auch wenn „ingeniös“ für „erfinderisch“ und „geistreich“ steht, fehlendes Geld kann auch an einer technischen Universität nicht endlos durch gute Ideen ausgeglichen werden. Und dann droht eine Abwärtsspirale: Junge Forscher*innen fallen aus dem System, angeworbene Top-Wissenschaftler*innen verlassen die Institution, Projekte kommen zum Erliegen – Österreich verliert den Status eines wichtigen, global agierenden Wissenschaftsstandorts. Die Folgekosten sowie der Wiederaufbau des Status quo benötigen ein um ein Vielfaches höheres finanzielles Engagement als die akut benötigten Investitionen.
Sie sehen, der Rahmen ist mehr als herausfordernd. Und trotzdem: Freuen wir uns über herausragende Leistungen, beeindruckende Wissenschaftler*innen und deren Innovationen und lassen Sie sich begeistern. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre unseres aktuellen Magazins. Lassen Sie sich inspirieren!
Sabine Seidler (Herausgeberin tuw.media und Rektorin der TU Wien)
Foto: TU Wien