Thomke Meyer

Exzellentes Geld

In Deutschland gibt es „normale“ Unis und „Exzellenzuniversitäten“. Wer den Exzellenzstatus zuerkannt bekommt, erhält ein zusätzliches Budget und darf den Titel Exzellenzuniversität tragen. Entsteht in Deutschland also bald das neue Oxford?

Text: tuw.media-Redaktion Foto: Thomke Meyer

Die Idee der ­Exzellenzuniversitäten wurde 2004 geboren. Unter dem ­Titel „Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuniversitäten“ begann die ­Suche nach den besten Ausbildungsstätten und Thinktanks in der Bundesrepublik. Ausgelobt wurde das Förderprogramm, bekannt als Exzellenzinitiative, dann erstmals 2005/06. Was aber hat diese Initiative, die später in „Exzellenzstrategie“ umbenannt wurde, gebracht? Den ­Hochschulen, die als Gewinnerinnen aus dieser ­Förderinitiative hervorgegangen sind, auf jeden Fall Geld und Prestige.

Universitäten werden immer ­wieder verglichen – auch international. So ­sagen uns das Times Higher Education World University Ranking (THE-Ranking) oder auch das Academic Ranking of World Universities (ARWU) Jahr für Jahr, welche Universitäten sich ­international behaupten können und zur univer­sitären Oberschicht gehören. Die ersten zehn Plätze werden ausschließlich von britischen und ameri­kanischen Elite­unis belegt, darunter Oxford, ­Harvard und das MIT. Können die deutschen Eliteunis da überhaupt ­mithalten? Nicht ganz – die beste ­deutsche Universität landete heuer auf Platz 32.

Doch tatsächlich: Neun der Top-Ten-­Universitäten Deutschlands aus dem THE-Ranking 2022 sind Ex­zellenz­unis beziehungsweise Teil des Berliner Exzellenzverbunds. Sechs von ihnen sind weltweit sogar unter den Top 100. Das ist nicht verwunderlich, da die zehn bis 15 Mio. € Zusatzbudget pro Jahr nicht nur dafür gedacht sind, Spitzenforschung zu fördern, sondern auch dafür, die Internationalisierung der Universitäten voranzubringen.

Kann man sich Exzellenz also ­kaufen? In der Wissenschaft ist es zum Glück anders als im Fußball – es gibt Regelungen dafür, was man in einer bestimmten Position verdient. Folglich kriegen nicht zwangsläufig die Uni­versitäten die klügsten Köpfe ab, die auch das meiste Geld haben. Natürlich bietet jede Neuberufung Verhandlungsspielräume über Zusatzbudget oder Sachmittel, doch auch hier gibt es Grenzen.

Die Frage dürfte also auch sein: Kann man Exzellenz überhaupt messen? Und wenn ja, welche Kriterien legt man dem zugrunde? Im THE-Ranking werden beispielsweise die Faktoren Lehre, Forschung, Zitationen, Wissenstransfer und Internationalität beurteilt. Einiges davon lässt sich recht einfach quantifizieren, anderes bietet einen gewissen Interpretationsspielraum. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) legt hingegen etwas andere Kriterien an: Bei der Suche nach Exzellenzunis wird die inhaltliche Schwerpunktsetzung in der Forschung bewertet, ebenso wie die Lehre, die Forschungsinfrastrukturen sowie der Ideen- und Wissenstransfer – hier gibt es wohl einen noch größeren Interpretationsspielraum.

Damit bleibt noch die Frage der Gerechtigkeit – denn seit Beginn der Ini­tiative gibt es Stimmen, die eine Spaltung der Forschungslandschaft durch die gezielte Förderung der bereits exzellenten Standorte befürchten. Und sollten wir nicht primär miteinander statt gegeneinander arbeiten? Die deutsche Unilandschaft ist für ihre große Homogenität bekannt und geschätzt; wer sich dort an einer Universität oder Hochschule einschreibt, erhält Bildung nach höchsten Standards, und auch, wer forscht, kann – egal, wo – Durchbrüche in seinem Fachgebiet erzielen. Ob sich das durch die Exzellenzstrategie verändern wird, bleibt abzuwarten.


Sarah Link ist Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitet an der TU Wien an der Schnittstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Text: Sarah Link