Jede*r hat sich schon einmal gefragt, wie wahrscheinlich ein gewisses Phänomen passieren wird – ob die Warteschlange an der Kassa, das Drehen eines Glücksrads oder die Wahrscheinlichkeit, dass man in ein zufälliges Kontrollverfahren gerät, all das hängt mit mathematischer Stochastik zusammen. Damit beschäftigt sich das Forschungsinstitut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik an der TU Wien. Dass die Relevanz von mathematischer Stochastik im Alltag unterschätzt wird, sagt Peter Filzmoser, Vorstand des MSTOCH an der TU Wien: „Stochastik wird heute oft mit Machine Learning oder Artificial Intelligence in Verbindung gebracht. Im täglichen Leben begegnet man ihr ständig, zum Beispiel bei Autos mit Automatikschaltung.“
Auf der Webseite des Instituts für Stochastik und Wirtschaftsmathematik der TU Wien heißt es: „Unter die Forschungsarbeit fällt unter anderem die statistische Physik, Theorien der Phasenübergänge, also der drei Aggregatzustände, sowie Warteschlangentheorie und Kombinatorik. Wirtschaftsmathematik beschäftigt sich hingegen mit dem Einsatz mathematischer ökonomischer Modelle auf betriebs- und gesamtwirtschaftlicher Ebene.“ In den letzten Jahren ist es dem Institut durch Zusammenarbeit mit internationalen Forschungspartner*innen immer wieder gelungen, Daten zu sammeln und aus diesen Erkenntnisse und Prognosen weiterzugeben. „Im Wesentlichen geht es darum: Wenn wir uns durch die Welt bewegen, produzieren wir eine Datenflut. Unsere Aufgabe ist es, diese Daten zu komprimieren oder Trends daraus abzuleiten“, so Peter Filzmoser.
Ziel unseres Instituts ist es, durch Innovationen eine gewisse Sichtbarkeit in der Forschung zu erreichen – und zwar international.
Peter Filzmoser
Die Bereiche des Instituts bestehen aus folgenden Forschungsgruppen: Risikomanagement in Finanz- und Versicherungsmathematik, Ökonometrie und Systemtheorie, Ökonomie, Variationsrechnung, Dynamische Systeme und Operations Research, Stochastische Finanz- und Versicherungsmathematik, Computational Statistics, Mathematische Stochastik und Angewandte Statistik. Zurzeit zählt das Institut 60 Mitarbeiter*innen, darunter Stammpersonal sowie Forschungsmitarbeiter*innen. „Einige neue Stellen wurden nachbesetzt, um die internationale Sichtbarkeit wieder auf ein neues Level bringen zu können. Das ist einer unserer Erfolge – dass wir gute Leute, Professorinnen und Professoren, zu uns ziehen konnten, die jetzt auch diese Sichtbarkeit bewirken. Gemeinsam wird versucht, eine möglichst gute und zeitgerechte Ausbildung für Studierende zu bieten“, so Filzmoser.
Neue Herausforderungen, die laut Filzmoser in Zukunft auf das Institut zukommen könnten, sind die großen Mengen an Informationen, die zur Verfügung stehen. „Die Zukunft könnte für unser Institut bedeuten, dass die Datenflut immer größer und mächtiger wird und dass wir uns vielleicht auch noch mehr in Richtung AI / Machine Learning öffnen müssen und moderne Tools in unsere Forschung einbinden, um Trends absehen zu können.“
Peter Filzmoser machte 1987 die Ausbildung zum Diplom-Ingenieur an der FH für Elektrotechnik Wels und absolvierte sechs Jahre später ein Masterstudium in Mathematik; es folgte der Doktortitel für technische Wissenschaften an der Technischen Universität. 2001 wurde er Professor an der Technischen Universität an der Fakultät für Statistik. Er ist Mitglied des International Statistical Institute (ISI) und wurde von der internationalen Vereinigung für mathematische Geowissenschaften mit dem Felix-Chayes-Preis ausgezeichnet. Filzmoser wurde 1968 geboren und ist neben seinem Job auch Familienvater. Seit fast 30 Jahren ist er am MSTOCH-Institut tätig und mit Herz und Seele dabei.
Peter Filzmoser ist Vorstand des Instituts für Stochastik und Wirtschaftsmathematik an der TU Wien. Er war Gastprofessor in Toulouse, Frankreich, und Minsk, Weißrussland.
Text: Anika Fallnbügel
Foto: Peter Filzmoser