Bloß nicht tief einatmen

Bernadette Kirchsteiger forscht im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit Schwerpunkt Umweltanalytik an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK; diese  können sehr gesundheitsschädlich sein) – und will herausfinden, wie und wo diese in unserer Umwelt auftreten.

Text: Lea Czimeg

Verbrennungen sind schlecht für die Luftqualität und können uns Menschen schaden – das wissen die meisten. Aber wieso ist das so? Ein Grund dafür ist, dass bei unvollständiger Verbrennung, etwa von Holz oder Kohle, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen und an die Umwelt abgegeben werden, wo sie lange bleiben. Obwohl PAK für uns Menschen sehr gesundheitsschädlich sein können, gibt es nicht viele Methoden, um sie nachzuweisen. PAK können bis in die Lungenbläschen vordringen und unterschiedlichste Krankheiten verursachen; unter anderem können diese Ablagerungen krebserregend sein. Aus diesem Grund werden die PAK-Werte in der EU auch überwacht – jedoch sind die meisten Analyse­methoden, mit denen man PAK erkennt, auf Benzinmotoren spezialisiert, erklärt Bernadette Kirchsteiger, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der TU Wien PAK beforscht. „Es sind aber sehr viele unterschiedliche PAK in der Umwelt zu finden“, so Kirchsteiger weiter.

Der Schwerpunkt ihrer Dissertation ist es nicht nur, Tests zu finden, um nachzuweisen, wo es PAK überall gibt, sondern auch die Methoden zur weiteren Analyse zu erweitern, um zu sehen, in welcher Konzentration PAK auftreten. „Es gibt keine standardisierte Methode, um PAK in beispielsweise Wolken zu analysieren“, so die Forscherin. Das wollte sie ändern und hat deshalb damit begonnen, Proben von Schnee in Österreich zu nehmen und anschließend zu analysieren. „Im Winter war ich deshalb nicht nur Ski fahren oder langlaufen, sondern habe auch Schnee gesammelt“, so Kirchsteiger, und weiter: „Meine Freunde, die anfangs dachten, ich mache Scherze, haben mir beim Schnee­sammeln geholfen.“ Für ihre Forschung erhielt Kirchsteiger bereits einige Preise – unter anderem im Jahr 2021 den Lions-Förderpreis des Lions Clubs Wien St. Stephan.

Nicht nur an der TU Wien (als Studentin und Universitätsassistentin) ist Kirchsteiger aktiv, sondern auch ehrenamtlich als Young-Science-Botschafterin in Schulen. „Ich versuche den Schülern und Schülerinnen zu erklären, wie das Berufsbild eines Chemikers oder einer Chemikerin aussieht und was man da wirklich macht“, so Kirchsteiger. Sie fügt schmunzelnd hinzu: „Es ist nicht immer nur ‚Breaking Bad‘, im Sinne davon, dass etwas explodieren muss.“ Auch Fragen rund ums Studium beantwortet Kirchsteiger bei ihren Besuchen an Schulen – diese kann sie wegen ihres Bachelor- und Masterstudiums in Technischer Chemie an der TU Wien gut beantworten. Besonders wichtig ist es ihr dabei, den Schüler*innen zu vermitteln, dass, wenn man sich mit 14 für eine Schule entscheidet, es keine Entscheidung über den restlichen beruflichen Lebensweg ist.

Denn die 28-Jährige hatte eigentlich einen ganz anderen Ausbildungsweg geplant: Kirchsteiger wollte bereits als Kind Tierärztin werden und kam von der Oststeiermark nach Wien auf ein Gymnasium mit Chemie-Schwerpunkt, um besser für den Aufnahmetest in Veterinärmedizin vorbereitet zu sein. Ihr Plan hat sich dadurch aber geändert – Kirchsteigers Interesse an Chemie war geweckt. „Mir ist als Young-Science-Botschafterin wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass man seine Pläne ändern kann – auch dann, wenn man, seit man fünf Jahre alt war, gesagt hat, Ärztin werden zu wollen. Allerdings bedeutet das dann nicht, etwas nicht erreicht zu haben, sondern dass man im Lauf des Lebens andere Interessen entwickelt hat“, so Kirchsteiger.

Auch in ihrer Zukunft sieht sich Kirchsteiger als Chemikerin, aber in welchem Bereich genau, lässt sie sich noch offen. Denn obwohl sie geringfügig während ihres Masterstudiums in einem Forschungsinstitut gearbeitet hat, sagt sie: „Ich kenne die akademische Seite gut. Aber die andere Seite, jene, in einem industriellen Betrieb zu arbeiten, kenne ich nicht wirklich. Ich würde gerne zuerst beide Seiten kennen, um anschließend entscheiden zu können, was besser zu mir passt.“ Bei ihrem aktuellsten Plan ist sich die junge Chemikerin allerdings sicher: nach dem Abschluss ihres Doktoratsstudiums einfach mal eine Reise zu machen.

Foto: Theresa Maria Werinos