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AKADEMISCHE ROCHADE

Schach ist eines der ältesten und beliebtesten Spiele der Welt. Die Veränderung des Spiels durch den starken Einfluss von Schach­programmen tut dieser Entwicklung keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Auch an der TU Wien wird Schach gespielt: Der „Schachclub TU Wien“ hat etwa 50 Mitglieder und freut sich über wachsendes Interesse.

Text: Silvan Mortazavi Foto: Unsplash

Schach ist wieder in Mode. Das Spiel, dessen Ursprünge sich über 1.500 Jahre zurückverfolgen lassen, erlebt gerade eine Renaissance. Plattformen für Online-Schach verzeichnen einen Rekordzulauf, der regierende Weltmeister Magnus Carlsen ist ein internationaler Star. Zuletzt wurde darüber hinaus die Netflix-Serie „The Queen’s Gambit“ veröffentlicht, die ebenfalls eine Triebfeder für das weltweit neu aufflammende Interesse an dem Strategiespiel ist. Die Faszination scheint ungebrochen.

An der TU Wien ist das „Spiel der Könige“ seit mittlerweile mehr als 15 Jahren durch einen Klub vertreten. Der Schachclub TU Wien war anfangs beim Fußballklub der TU angedockt und entstand auf Initiative einiger Interessierter. Mittlerweile hat der Klub etwa 50 Mitglieder und kommt alle zwei Wochen zu Klubabenden im Unicafé nahe der TUW zusammen. Die Spielstärke reicht von 1.200 Elo-Punkten, also einem klassischen Einsteigerniveau, bis hinauf zum Rang eines Internationalen Meisters mit über 2.400 Punkten.

Der Tore des Schachklubs stehen für jeden offen; was man mitbringen muss, ist Interesse am Spiel, sagt Klubobmann Philipp Scheffknecht. „Bei uns ist jede*r willkommen, man kann auch einfach so vorbei­kommen, für das eine oder andere Match. Dafür muss man nicht mal Mitglied sein.“ Es gehe vielmehr um die gemeinsame Leidenschaft für das Spiel, gemeinsames Training, Analyse und die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Darüber hinaus spielt der Klub mit fünf Mannschaften in der Wiener Betriebsliga mit.

Scheffknecht ist selbst seit vielen Jahren ein passionierter Spieler, sein persönlicher Höhepunkt war ein Spiel gegen den mittlerweile mehrfachen Schachweltmeister Magnus Carlsen. „Carlsen war damals elf oder zwölf Jahre alt, ich hatte bei einem Turnier die Gelegenheit, gegen ihn zu spielen. Bis Zug 40 war ich gut dabei, verloren ging das Spiel dennoch“, erzählt Scheffknecht.

Seit der damals ­amtier­ende Weltmeister Garri Kasparov 1996 gegen den Schachcomputer „Deep Blue“ verlor, hat sich der Schachsport stark gewandelt. Computer­programme wie Stockfish oder ­Alpha Zero sind heute jedem Spieler weit überlegen und werden vor allem für die Analyse und zur Vorbereitung eingesetzt. Ab einem gewissen spielerischen Niveau ist dies mittlerweile sogar unverzichtbar. Auch Scheffknecht greift auf solche Programme zurück. Für ihn hat die Dominanz der Programme dem Spiel seinen Reiz aber nicht geraubt: „Für mich macht es eigentlich keinen Unterschied, dass Computer die besseren Spieler sind. Bis man auf ein Niveau kommt, auf dem die Nutzung von Programmen wirklich relevant wird, dauert es sowieso.“

Dass mit Schach eine Sportart, die lebenslanges Lernen erfordert, auch an einer Universität ein Zuhause hat, scheint durchaus passend. Und wenn Live-Schach wie so vieles andere durch eine Pandemie unmöglich wird, weiß man sich in Schachkreisen dennoch zu helfen: „Letztes Jahr gab es während der Lockdowns eine Quarantäne-Liga auf Lichess (Onlineplattform für Schach, Anm.). Auch dort sind wir mit einem Team vertreten“, so Scheffknecht.