NovoArc

GLEICHE WIRKUNG GANZ OHNE STICH

Schätzungen zufolge leiden bis zu zehn prozent der Bevölkerung unter Angst vor Spritzen. Eine solche Phobie kann dazu führen, dass Betroffene den Weg zum Arzt meiden und auf eine schützende Impfung verzichten. Um diesen Menschen die Behandlung zu erleichtern, aber auch, um die Lagerung der Impfstoffe zu vereinfachen, gründe­ten David Wurm, Julian Quehenberger und Oliver Spadiut im Herbst 2021 das Start-up NovoArc. Das Herzstück: eine Technologie, mit der sich Spritzen durch Tabletten ersetzen lassen. Das Biotech-Unternehmen produziert und vertreibt stabilisierende Lipide, in denen Wirkstoffe den Magen unbeschädigt passieren und so besser vom Körper aufgenommen werden können.

Text: tuw.media-Redaktion Foto: NovoArc

Der Grund, weshalb viele Wirkstoffe herkömmlicherweise injiziert werden, ist, dass sie auf andere Weise nur schlecht oder gar nicht vom Körper aufgenommen werden. Das Problem der Verabreichung sowie der Aufnahme lösen die Gründer mit ihrer Idee, Bestandteile eines Mikroorganismus – sogenannte Lipide – für Anwendungen in der pharmazeutischen Industrie zu nutzen. Der von NovoArc verwendete Mikroorganismus besitzt nämlich spezielle Lipide zur Stabilisierung seiner Zellmembran, was ihn zum wahren Überlebenskünstler macht. Die Lipide eignen sich hervorragend, um Wirkstoffe vor ungewolltem Abbau zu schützen; viele Substanzen werden bei oraler Einnahme durch Säure und Enzyme im Magen zersetzt und wandern durch den Darm, ohne effizient aufgenommen zu werden.

Wurm, Quehenberger und Spadiut arbeiteten bereits mehrere Jahre an der TU Wien mit einem speziellen Mikroorganismus, der sich unter extremen Bedingungen besonders wohlfühlt. Die Rede ist von thermoacidophilen Archaeen, die einen pH-Wert von 2 und Temperaturen von 80 °C bevorzugen. „Uns ist es in jahrelanger Forschung gelungen, einen effizienten Bioprozess für diesen Mikroorganismus zu entwickeln. Der Prozess liefert hohe Ausbeuten, das entsprechende Patent ist bereits eingereicht“, berichtet Julian Quehenberger stolz.

Durch die hohe ­Stabilität der schützenden Liposome wird auch die Lagerstabilität der Wirkstoffe erhöht. „Wir kennen das Problem, dass gewisse Medikamente und Impfstoffe bei bis zu minus 70 °C gelagert werden müssen. Durch unsere Technologie wird es möglich sein, solche Pharmazeutika bei Raumtemperatur zu lagern, wodurch teure Kühlketten nicht mehr notwendig sind und auch Patient*innen in abgelegenen Gebieten medizinisch versorgt werden können“, erklärt Oliver Spadiut einen zusätzlichen Vorteil der Technologie.

Kurz nach seiner Ausgründung aus der TU Wien konnte das Unternehmen bereits zwei finanzstarke und bestens vernetzte Wiener Family Offices als Partner für sich gewinnen. Somit ist der Weg geebnet, um die Produktion aufzubauen und weitere Darreichungsformen zu erforschen.

 

Headerbild: Das Gründerteam von NovoArc (v. li.): Julian Quehenberger, David Wurm und Oliver Spadiut.
Text: Sarah Link