„Perpetuum mobile?“ steht auf dem Schild vor einer Maschine im Technischen Museum Wien. Danach folgt: „Wenn Sie eine Idee haben, was dahintersteckt, schreiben Sie uns.“ Zu sehen ist ein sich drehendes Rad mit einer Vielzahl an Kolben, Federn und Metallstücken, das sich immer weiter zu drehen scheint. Selbst nach längerem Hinschauen scheint es nicht langsamer zu werden, sondern dreht sich mit konstanter Geschwindigkeit weiter.
Dies ist nicht das erste „Perpetuum mobile“ des Erfinders David Jones, der unter dem Pseudonym Daedalus unter anderem im Jahr 1999 die mysteriöse Maschine im Technischen Museum Wien gebaut hat. In diversen Foren diskutieren Menschen bis heute noch darüber, wie sich das Rad unendlich lang drehen kann. Wird es irgendwo mit Strom versorgt? Gibt es einen Luftstrom, welcher sich um das Rad vorbeibewegt und dieses so antreibt? Jones hat die Funktionsweisen rund um seine Maschinen nie gelüftet, scheinbar wissen nicht einmal die Museumsangestellten, wie das „Perpetuum mobile“ funktioniert. Gleichzeitig machte Jones nie ein Geheimnis daraus, dass es sich bei seinen Erfindungen um keine echten Perpetuum mobiles handelt. Sein Ziel war es stattdessen, mit seinen Maschinen Menschen zum Denken und Spekulieren anzuregen, ähnlich wie bei einem „physikalischen Zaubertrick“. So stellte er sein erstes Perpetuum mobile 1981 beim British Association Meeting in York aus und meinte dazu: „Ich baue euch ein nicht echtes Perpetuum mobile und ihr könnt einen Wettbewerb starten, um zu sehen, wer hinter die Funktionsweise kommt.“ Dies war der Beginn seiner Karriere als selbst ernannter „Perpetuum-mobile-Scharlatan“, in der nur ganz wenige hinter die Funktionsweise seiner Erfindungen blicken konnten. So schrieb er in seiner Kolumne in „The New Scientist“: „Die größte Überraschung in meiner Laufbahn als Perpetuum-mobile-Scharlatan waren die Menschen, selbst Wissenschaftler und Techniker, die wirklich daran glaubten, dass es sich bei meinen Erfindungen um reale Perpetuum mobiles handelt.“
Erste Berichte von Versuchen, ein Perpetuum mobile zu bauen, stammen aus Indien und dem Orient aus dem Jahr 700 n. Chr. In Europa gab es parallel zur Alchemie im 14. und 15. Jahrhundert einen regelrechten Boom an Perpetuum-mobile-Erfindern. Einer davon war Leonardo da Vinci: Er entwarf einige Skizzen von einseitig gewichteten Rädern, welche sich ständig weiterdrehen sollten. Seine Versuche waren jedoch vergeblich und er merkte schnell, dass der Traum vom Perpetuum mobile unrealistisch ist. Amüsiert von den anderen Erfindern, die sich weiter an diese Art von Maschinen wagten, schrieb er: „Oh, ihr Erforscher der beständigen Bewegung, wie viele wirre Hirngespinste habt ihr euch bei eurer Suche schon ausgedacht. Geht und gesellt euch zu den Alchemisten!“ Nach vielen vergeblichen Versuchen und neuen Erkenntnissen der Physik beschloss dann auch die Pariser Akademie der Wissenschaften 1775, keine Patente zu Perpetuum mobiles mehr zuzulassen. Heute wird in fast allen Patentämtern ausdrücklich gesagt, dass keine Ideen zu Perpetuum mobiles angenommen werden. Trotzdem verzeichnet das Deutsche Patentamt pro Jahr ungefähr 100 Anträge für Perpetuum mobiles.
Oh, ihr erforscher der ständigen bewegung, Geht und gesellt euch zu den Alchemisten!
Leonardo da Vinci
Doch warum genau ist es unmöglich, solche Maschinen zu bauen? Die Antwort liegt in einem der Grundsätze der Physik, jenem der Energieerhaltung. Laut diesem kann Energie nicht aus dem Nichts entstehen, sondern nur umgewandelt werden. Energie, die als Strom aus unserer Steckdose kommt, war davor zum Beispiel Bewegungsenergie des Windes oder Wärmeenergie, die in Kohle gespeichert wurde. Will man jetzt eine Maschine betreiben, welche sich mit nur einmaliger Energiezufuhr trotzdem immer weiterbewegt, spricht das gegen den Energieerhaltungssatz, weil die reingesteckte Energie sich ja irgendwann vollständig in Bewegungs- oder Wärmeenergie umgewandelt hat. Aber selbst wider besseres Wissen versuchen sich viele Menschen weiter am Bau eines Perpetuum mobiles.
So wurde 2014 auf einer Messe in Kärnten ein Generator vorgestellt, welcher ständig Energie aus dem Nichts liefern sollte, unabhängig vom öffentlichen Stromnetz. Die Maschine war ein sogenanntes Auftriebskraftwerk und gründete auf einem recht einfachen Prinzip: Dabei wird Luft durch ein Wassergefäß geblasen, in dem sich kleine Plastikbehälter befinden. Diese werden auf die Wasseroberfläche getrieben und drehen sich dabei langsam im Kreis. Es entsteht Bewegungsenergie, die später in elektrische Energie umgewandelt werden sollte. Mit diesem Generator sollte mehr Energie erzeugt werden, als durch das Blasen der Luft in den Wassertank zugeführt wird, was laut Energieerhaltungsgesetz nicht funktionieren kann.
Dennoch gilt für viele weiterhin: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Erfindung eines echten Perpetuum mobile würde Probleme wie die Energiekrise aus der Welt schaffen und dem Erfinder wohl den nächsten Nobelpreis garantieren. Die Grundgesetze der Physik werden aber weiterhin gelten – und so wird auch das Perpetuum mobile weiterhin eine unmögliche Maschine bleiben.