Johann Werfring

Anton Friedl

Die technischen Kräfte der Biologie. Anton Friedl arbeitet daran, Materialien aus Pflanzen zu gewinnen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Dabei kombiniert er sein Industriewissen mit dem Ingenieurwesen und der Chemie. Es geht ihm um einen intakten Lebensstandard, ohne Schädigung der Umwelt.

Text: Ekin Deniz Dere Foto: Johann Werfring

Schon immer habe er sich für den technischen Aspekt von Problemen interessiert, sagt Anton Friedl. Bereits als Kind wollte er wissen, wie die Dinge funktionieren. Sein zweites großes Interesse galt der Umwelt, die er in Zusammenhang mit der Technik betrachtet habe: „Ich bin am Land aufgewachsen und hatte immer eine tiefe Verbindung zur Natur“, sagt er. Und so war es für ihn die größte Motivation, seine Interessen zu verbinden und zum Wohle der Menschen und ihrer Umwelten zu gestalten, so Friedl sinngemäß.

Anton Friedl leitet den Forschungsbereich für Bioressourcen und Pflanzenwissenschaften an der TU Wien und blickt auf seine beruflichen Stationen zurück, die ihn bis zu seiner aktuellen Stelle geführt haben.

Nach der Matura an der HTL für Maschinenbau – wo er sich hauptsächlich mit Getrieben, Motoren und anderen technischen Dingen beschäftigt hatte – begann sich Friedl zu fragen, was es in dieser Welt – neben dem technischen Gerät – noch alles zu entdecken gab. Sein Wunsch, die Funktionsweise der Natur besser zu verstehen, führte ihn zunächst zum Studium der technischen Chemie und dem Beginn seiner Forscherlaufbahn. Am Ende seines PhD-Studiums hatte er zwei mögliche Karrierewege vor Augen: Forschung oder Industrie.

Zu diesem Zeitpunkt beschloss Friedl, sich an internationalen Universitäten umzusehen und entschied sich zunächst dazu, seinen Arbeitsfokus auf das Feld der Biokraftstoffe zu legen, was ihn nach Neuseeland und später in die USA führen sollte. „Das Forschungsumfeld dort zu sehen, hat es mir leichter gemacht, in der Wissenschaft zu bleiben“, sagt Friedl heute. Aber auch die Wissenschaft unterliegt denselben Beschränkungen wie die Industrie: nämlich jenen der limitierten finanziellen Ressourcen, so Friedl weiter. „Die wirtschaftliche Seite im Auge zu behalten, ist wichtig, um zu sehen, ob die von den Wissenschaftlern theoretisch erarbeiteten Entwicklungen einen realistischen wirtschaftlichen Treibstoff haben.“

Nicht zuletzt sah er dies als Grund, sich an der Wirtschaftsuniversität Wien mit dem Bereich Projektmanagement zu beschäftigen. Danach ging er für drei Jahre in „die Wirtschaft“, in den Kraftwerksbau; quasi, um seine Erfahrungen um diese Perspektive zu erweitern.

Er habe sich dann doch wieder der Wissenschaft zugewandt, erzählt Friedl heute, weil er in der Industrie weniger Freiheiten genossen habe, während er sich an der Universität auf sein Hauptinteresse konzentrieren konnte. Was ihn aber seine einzelnen beruflichen Erfahrungen gelehrt haben war: „Man kann seinen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung an die Bedürfnisse des Umfelds und an jenes der Menschen anpassen“ – egal in welchem Bereich man nun tätig sein möchte.

Und so arbeitete Anton Friedl an einer Reihe verschiedener Forschungsthemen im Zusammenhang mit Umwelt und der menschlichen Entwicklung, einschließlich der Bioverfahrenstechnik, also der Umsetzung biotechnologischer Methoden in industrielle Anwendungen, auf die er sich spezialisiert hat (hier insbesondere auf das Downstream Processing, bei dem es um die Reinigung von Biosyntheseprodukten aus natürlichen Quellen geht, Anm.).

Heute, konzentriert sich Friedl auf die Forschungsbereiche Biomasse, Bioprozesse und in den letzten zehn Jahren besonders auf Bioraffinerien. Dabei beschäftigt ihn die Frage: Was sind die interessanten Komponenten, aus denen Materialien, Chemikalien, Kraftstoffe und auch Energie gewonnen werden können?

Interessant ist zum Beispiel Lignin, das Pflanzen schützt und lange haltbar macht. Es ist antibakteriell und hat ein UV-aktivierendes Verhalten, d. h. es absorbiert UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht. Friedl versuchte Lignin zu extrahieren, um sein natürliches Verhalten zur Herstellung eines Sonnenschutzmittels mit natürlichen Inhaltsstoffen zu nutzen. „Diese Forschung führte zu einem Spin-off meines Labors namens Lignovations, das sich zum Ziel gesetzt hat, diesen Prozess zu kommerzialisieren.”

Mit dem Begriff der Nachhaltigkeit geht der Forscher vorsichtig um – zu oft werde er missinterpretiert, sagt er. „Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, dass wir uns vor Augen halten, was unser Handeln für die Umwelt und die Gesellschaft bedeutet.“ Um unseren Lebensstandards aufrechterhalten zu können und unser Klima zu schützen, müssen wir die sogenannte „Carbon Economy” implementieren und nachhaltige Prozesse auf den drei Säulen -Biomasse, CO2/H2 und Recycling- rasch weiterentwickeln.