TU Wien

30 - UND JETZT?

Mit Anfang 20 blicken die meisten noch sorglos in die Zukunft –  schließlich liegt das Leben noch vor einem und man steht erst am Anfang  seiner Karriere. Doch irgendwann gelangt man an den Punkt, an dem  viele schon Herausragendes geleistet haben, ähnlich wie unsere „30 unter 30“  der TU Wien. Was aber ändert sich an unserem 30. Geburtstag?

Text: tuw.media-Redaktion Foto: TU Wien

Zahlen sind etwas Rationales und haben gleichzeitig etwas Magisches an sich. Sie liefern uns Orientierung und ermöglichen Vergleiche – wer zwei Meter groß ist, ist groß, wer 1,50 Meter groß ist, ist klein; wer 21 Jahre alt ist, ist jung, wer 78 Jahre alt ist, ist alt. Einige Zahlen sind aber auch mit einem Aberglauben behaftet: Die Zahl 7 gilt als Glückszahl, die Zahl 13 hingegen bringt Unglück. Wenn wir verliebt sind, schweben wir auf Wolke sieben, wenn es eine Ehekrise gibt, befindet sich das Paar womöglich im verflixten siebten Jahr. Aber auch die Zahl 30 hat einen besonderen Stellenwert in unserer Gesellschaft.

In den 20ern gilt man als jung. Man soll das Leben in vollen Zügen genießen und reisen, solange man „jung und ungebunden“ ist. Man soll viel lernen, denn auch das fällt im Alter schwerer – so wird es einem zumindest gesagt. Wer nun die scheinbar magische 30 überschreitet, für den ändert sich die Welt schlagartig. Auf einmal wird man mit Fragen der Eltern konfrontiert wie: Warum hast du dein Studium noch nicht abgeschlossen? Warum bist du noch nicht verheiratet? Und wann kommt das Enkelkind? Die gesellschaftliche Erwartung ändert sich quasi über Nacht, denn auf einmal gehört man nicht mehr zu „den Jungen“. Man ist 30. Aber nicht nur das: Auf einmal eröffnet sich einem auch eine ganz neue Welt, beginnend bei Ü30-Partys.

Während Männer heute durchschnittlich 79 Jahre und Frauen 84 Jahre alt werden, lag die durchschnittliche Lebenserwartung lange bei Mitte/Ende 30. Erst nach 1900 stieg sie auf über 40 Jahre bei Männern und Frauen an. Heutzutage ist es hingegen normal, als Frau im Alter von 31 Jahren zu heiraten und das erste Kind zu bekommen, Männer heiraten durchschnittlich mit 33 Jahren. Diese einschneidenden Ereignisse finden folglich tendenziell erst dann statt, nachdem die Drei vorne steht.

Sarah Link ist Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitet an der TU Wien an der Schnittstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Ähnlich sieht es bei den Karriere­möglichkeiten aus – schließlich haben wir ausreichend Zeit, um uns frei zu entfalten. Was aber ist realistisch, wenn man eine durchschnittliche Leistung erbringt? In Österreich maturieren die Schüler*innen mit 18 Jahren. Männer gehen anschließend zum Bundesheer und nehmen ihre Ausbildung erst ein Jahr später auf als Frauen. Wer sich für ein Studium entscheidet, benötigt durchschnittlich vier Jahre für den Bachelor und weitere drei Jahre für den Master. Für ein Diplomstudium müssen ungefähr sechseinhalb Jahre einkalkuliert werden. Möchte man dann noch promovieren, kommen durchschnittlich weitere viereinhalb Jahre hinzu. Mit Ende des Studiums sind die meisten Österreicher*innen somit Mitte 20, mit Abschluss der Promotion um die 30. Wer sich erst später dazu entschließt, ein Studium aufzunehmen, muss – mit wenigen Ausnahmen – sogar auf die Studienbeihilfe verzichten.

In diesem Heft schauen wir auf Menschen, die unter 30 sind und bereits Besonderes geleistet haben. Während die einen mit akademischen Leistungen glänzen, stechen andere durch ihr soziales Engagement he­raus. Dann gibt es aber auch noch diejenigen, die sich nicht an Statistiken halten und bereits in ihren 20ern eine Familie gründen oder sich liebevoll um die Großeltern kümmern.

Fakt ist: In der Wissenschaft wird Alter nicht in Lebensjahren betrachtet. Das „wissenschaftliche Alter“ bemisst sich vielmehr an der wissenschaftlichen Leistung, die eine Person bereits erbracht hat. So ist man als Doktorand*in jung, ob mit 26 oder mit 35, denn man steht am Anfang seiner wissenschaftlichen Karriere. Als Professor*in hat man hingegen das erreicht, wonach viele streben, und gilt als reif und erfahren. Auch hier spielt das biologische Alter keine Rolle.

Illustrator: Liam Eisenberg