Die Geschichte der MM Group begann vor 100 Jahren im Stammwerk in Frohnleiten, mittlerweile verfügt das Unternehmen über 72 Produktionsstandorte in 27 Ländern. Gegliedert in MM Board & Paper sowie MM Packaging gab die Gruppe im veröffentlichten Konzernergebnis für 2022 konsolidierte Umsatzerlöse von 4.682,1 Mio. € an und beschäftigt mehr als 15.500 Mitarbeiter*innen. Zwei von ihnen trifft tuw.media im MM-Headquarter im vierten Wiener Gemeindebezirk: Felix Jester und Peter Stieger sind zwar noch nicht so lange bei MM Group mit dabei, konnten aber schon umfangreiche Erfahrungen im Unternehmen sammeln. Letzterer ist für das Energy Sourcing bei MM Group zuständig, ein Bereich, der gerade im vergangenen Jahr an Bedeutung gewonnen hat. Sowohl Jester als auch Stieger sind im Bereich Board & Paper tätig, in dem Energiemanagement traditionsgemäß eine große und wichtige Rolle spielt.
Um Karton und später Verpackungen herzustellen, braucht es zum einen Faserstoffe aus Recyclingstoffen oder Holz und zum anderen Energie. In den meisten Werken der MM Group wird überwiegend Erdgas als Primärenergieträger eingesetzt. So verfügen die Werke über eigene Kraftwerke, in denen aus Erdgas bedarfsgerecht Dampf für die Kartonproduktion sowie über eine Turbine Eigenstrom aus dem erzeugten Hochdruckdampf generiert wird. „Das Ziel ist es natürlich, immer weiter in Richtung erneuerbare Energiequellen zu gehen“, erklärt Stieger und fügt hinzu: „So wird Energie in den Werken vermehrt aus Biomasse, Biogas, Photovoltaik und aus der eigenen Zellstoffproduktion gewonnen.“ MM hat sich schon früh um effizienten Ressourcenverbrauch, Abfallvermeidung und nachhaltiges Energiemanagement bemüht. Schon vor Februar 2022 und dem russischen Angriff auf die Ukraine sind die Energiepreise weltweit gestiegen und haben viele Industrien zum Umdenken animiert. „Als aufgrund des Kriegs und der Inflation die Energiepreise so enorm gestiegen sind, war es für uns und unsere Kunden primär wichtig, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, erklärt Peter Stieger. So hat MM Group Teile eines Erdgasspeichers angemietet, der, sollte es zu Knappheiten kommen, Werke mit Energie versorgen kann. „Wir haben es geschafft, eine stabile Produktion für unsere Kunden zu gewährleisten und gleichzeitig unsere Werke zu modernisieren, zu digitalisieren und schrittweise auf nachhaltige Energieträger umzustellen. So haben wir es gut durch den ersten Winter geschafft“, erklärt Peter Stieger.
Nicht jede Verpackung kann auch recycelt werden.
Peter Stieger
Für MM Group spielt neben dem Einsatz von nachhaltigen Energiequellen auch der ressourcenschonende Umgang mit dem Rohmaterial Holz eine wichtige Rolle. „Wir achten bei der Herstellung unseres Kartons sehr genau auf das Zwischenspiel von frischem Zellstoff und der Verwendung von recyceltem Material“, erklärt Peter Stieger. So liegt das Verhältnis von Frisch- zu Recyclingfasern in den Karton- und Papierwerken bei etwa 60 zu 40 Prozent. Stieger erzählt dazu: „Holz ist eine wichtige Ressource für uns, mit der es schonend umzugehen gilt. Recycling spielt daher eine große Rolle bei uns.“ So arbeitet MM Group verstärkt mit Altpapier, nimmt es zurück und integriert es im Anschluss wieder in den Produktionsprozess. Denn auch, wenn Europa jede Menge bewaldete Fläche hat (etwa 40 % der gesamten Landfläche der EU), fällt auch jede Menge Altpapier an. So wurden 2019 in ganz Europa rund 60 Tonnen Altpapier gesammelt. „Nicht jede Verpackung kann recycelt werden. Karton hat hier große Vorteile, aber es kommt auch immer darauf an, was dem Karton später beigesetzt wird: Farben, Lackierungen und aufgetragener Kunststoff sind bedeutende Inputfaktoren, wenn es um Recycling geht“, so Stieger. Der generelle Anteil an erneuerbaren Rohstoffen liegt bei MM Board & Paper bei 79 %. Gerade weil der Gruppe die Kreislaufwirtschaft sehr am Herzen liegt, sehen sowohl Peter Stieger als auch Felix Jester Karton und Papier als idealen Ersatz für Plastikverpackungen. „Es gibt einfach immer weniger Plastik- und Kunststoffverpackungen. Das sieht man auch, wenn man in den Supermarkt geht. Karton schlägt Plastik einfach, aufgrund der Nachhaltigkeit und der Recyclingfähigkeit“, meint Jester dazu.
Jester ist für den Digitalisierungsprozess mitverantwortlich. Dabei wird darauf geachtet, mittels moderner Technik in den „Board & Paper“-Werken Ausfälle zu vermeiden, Fehlerquellen zu finden und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Produktionsstätten zu sammeln. „Die meisten Prozesse sind mittlerweile sowieso computergesteuert. Bei der Digitalisierung in unseren Werken geht es hauptsächlich darum, Fehler zu entdecken, bevor sie entstehen, um diese dann auch an anderen Orten zu vermeiden“, erklärt Jester. Der TU-Student ist seit Anfang des Jahres bei MM Group tätig. Zweimal in der Woche arbeitet er neben seinem Studium für das Unternehmen und hat in kürzester Zeit viele praktische Erfahrungen gemacht – und vor allem gelernt, selbstständig Verantwortung zu übernehmen.

Schon seit mehreren Jahren arbeitet MM mit der TU im Zuge des Talenteprogramms zusammen. Auch Felix Jester ist so auf MM Group als Arbeitgeber gestoßen. „Ich bin als Verfahrenstechnik-Student hier bestens aufgehoben und kann bei MM wunderbar neben meinem Studium Praxiserfahrungen sammeln“, schwärmt Jester. Aber nicht nur Verfahrenstechniker*innen sind bei MM gefragt, auch Informatiker*innen werden für das Unternehmen immer wichtiger. „Wie man sieht, arbeiten wir mit modernsten Technologien und versuchen, auch im Bereich Energiewirtschaft immer vorne mit dabei zu sein. Da findet sich für fast alle Wissenschafts- und Technikbegeisterten etwas, was sie interessiert“, sagt Peter Stieger und fügt hinzu: „Karton ist nun mal die Zukunft der Verpackungen, da braucht es auch viele kluge Köpfe in der Entwicklung.“
Ob es denn überhaupt Innovation rund um Karton und Verpackungen gibt? „Ja!“, antwortet Felix Jester und fügt hinzu: „Vor allem im Bereich der Produktion arbeiten wir permanent daran, die Maschinen und Werke energietechnisch effizienter zu gestalten und die Produktion immer weiter zu digitalisieren. Dabei kann die Produktion optimiert werden, um möglichst schonend mit Energieträgern umzugehen, und moderne und digitale Technologien können dabei helfen, dass Werke möglichst viel voneinander lernen. Egal ob Elektro-, Verfahrenstechnik oder Informatik – bei MM hat jeder eine Zukunft, der unsere Leitgedanken ,Growing together‘ und ,We get things done‘ lebt.“
Die Mayr-Melnhof Gruppe (MM) ist Europas führender Karton- und Faltschachtelproduzent mit rund 15.500 Mitarbeiter*innen und einem konsolidierten Umsatz von 4.682,1 Mio. € für 2022.
im Headerbild: Peter Stieger, Head of Energy Sourcing
Bild im Artikel: Felix Jester, Digital Mill Operation